In Togo wird man der
Eindruck nicht los, dass das diktatorische System und das "Einheitsdenken"
unsere Reflexe pervertiert haben und unsere Fähigkeit, spontan
zu handeln, vernichtet hätten. Politik ist eine Kunst, die Dinge
im voraus kommen zu sehen und zum richtigen Zeitpunkt zuzuschlagen.
Daher macht Politik nicht wer gerne möchte, sondern es kann,
d. h. wer über die oben genannten Fähigkeiten verfügt.
Verfügen die Politiker und vor allem die politischen Führer
der Opposition über diese Qualitäten? Beurteilen Sie selbst.
Seit dem Scheitern der Verhandlungen am 2. und 3. Mai in Paris sind
einige Politiker heimgekehrt, andere noch nicht. Abgesehen von der
verspäteten Stellungnahme Gilchrist Olympios (UFC) am letzten
Donnerstag im Radiosender RFI, welcher andere politische Führer
hat zum Treffen in Paris Stellung bezogen? Wer hat eine Pressekonferenz
gegeben, um die nationale Öffentlichkeit zu informieren? Wer
hat mit einem Kommuniqué oder einem Meeting zumindest seine
Anhänger informiert? Wer hat neue Wege aufzeigen können,
wie die gegnerische Partei bezwungen werden kann? Das sind viele
Fragen, die einen Gedanken wert sind.
Die togoische Opposition hat, wenn ich mich nicht irre, seit dem
Wahlbetrug vom 24.06.1998 eine solche weiche Haltung eingenommen
wie einer, der sich gerne verprügeln läßt ohne eine
Regung zu zeigen. Diese schlimmste Haltung wurde einem ganzen Volk
eingeimpft, das nicht mehr weiß, was es vor der erdrückenden
Diktatur, der hartnäckigen Misere sagen oder tun soll, um seine
Jugend vor Schulabgang, Arbeitslosigkeit, Bettelei oder gar Prostitution
zu retten (...)
Paradox aber, das politische gegnerische Lager hat nie eine Gelegenheit
verpaßt, um Tiefschläge zu erteilen oder mit Hetzparolen
diese Situation auszunutzen. Der Beweis: Kaum war das Treffen von
Paris zu Ende, eilte der Leiter der Regierungsdelegation nach Hause,
um der Opposition die Verantwortung des Scheiterns der Vermittlungsgespräche
zu unterstellen. Dabei befindet sich das Land gegenwärtig in
Situation der Konfrontation der Lager, wo geschickte "Feinmechaniker
der Politik" gefragt werden. Daher darf die Opposition auf
keinen Fall ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Gerüchte bewahrheiten
lassen, jede politische Partei renne sowieso hinter ihren Parteiinteressen
her. Die Opposition soll sich beeilen, ihre Strategie den neuen
Gegebenheiten anzupassen. Diejenigen, die vielleicht Müdigkeit
verspüren, haben wenigstens die Pflicht, ihre Plätze für
Aktivere freizuräumen. Also, meine Herren, mischen Sie sich
bitte schön in die Politik ein und machen Sie diesmal die richtige.
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